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Der demografische Wandel bedroht die AHV

Immer mehr ältere Menschen: Der demografische Wandel bedroht die AHV

Die AHV steht vor einem großen Problem: Das Verhältnis zwischen Einzahlern und Empfängern verschiebt sich. Die Bevölkerungspyramide hat ihre ursprüngliche Form verloren, was erhebliche Auswirkungen auf die Umverteilung zwischen den Generationen hat. Wäre die AHV eine Person, wäre sie bereits im Ruhestand. Unser Altersvorsorgesystem ist 76 Jahre alt und hat sich kaum verändert, obwohl der demografische Wandel die Gesellschaft stark beeinflusst hat.

Die AHV basiert auf einem Generationenvertrag. Die Erwerbstätigen finanzieren die Renten der vorherigen Generation im Vertrauen darauf, dass die nachfolgende Generation ihre Renten zahlen wird. Bei der Einführung der AHV waren nur 9 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt. Dem standen 60 Prozent Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 65 Jahren gegenüber. Eine erwerbsfähige Mehrheit finanzierte eine nicht-erwerbsfähige Minderheit, für jeden Rentner gab es sechs potenziell Erwerbstätige.
Heute kommen auf einen Menschen über 65 nur noch drei Erwerbstätige, bis 2050 werden es nur noch zwei sein.

Einführung der AHV im Jahr 1948

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs leben in der Schweiz 4,6 Millionen Menschen. Davon sind 430.000 Menschen älter als 65 Jahre. Seit dem 1. Januar erhalten diese Menschen, egal ob Männer oder Frauen, eine Altersrente aus der neu gegründeten AHV. Anfangs sind die Renten niedrig, die Minimalrente beträgt nur 40 Franken im Monat, was heute etwa 194 Franken entsprechen würde. Je sechs Erwachsene finanzieren mit einem Lohnbeitrag von 4 Prozent die Rente für einen alten Menschen.

Die Babyboomer beginnen Mitte der Siebziger zu arbeiten

In der Schweiz leben jetzt 6,3 Millionen Menschen, darunter 130 über 99-Jährige. In den letzten zwanzig Jahren ist die Wirtschaft stark gewachsen, und Fortschritte in der Medizin sowie steigender Wohlstand haben die Lebenserwartung für über 65-Jährige um drei Jahre erhöht. Die AHV wurde deutlich ausgebaut: Renten stiegen um 80 Prozent und das Rentenalter für Frauen wurde auf 62 Jahre gesenkt. Um dies zu finanzieren, zahlen Erwerbstätige 8,4 Prozent ihres Einkommens an die AHV.

Trotz der steigenden Zahl älterer Menschen stabilisiert der Eintritt der Babyboomer ins Arbeitsleben das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern auf 4:1. Die wachsende Wirtschaft und steigende Löhne tragen ebenfalls zur Stabilität der AHV bei. Allerdings ist die Geburtenrate pro Frau in den letzten 25 Jahren von 2,5 auf 1,7 gesunken, was langfristig ohne Zuwanderung zu einer schrumpfenden Bevölkerung führen könnte.

Das Finanzierungsmodell der AHV beginnt im Jahr 2000 zu wackeln

Zum Jahrtausendwechsel leben über 7 Millionen Menschen in der Schweiz, darunter mehr als 1500 über 99-Jährige. Die verbleibende Lebenserwartung für Rentner beträgt nun 17 Jahre für Männer und 21 Jahre für Frauen. Die Geburtenrate ist weiter gesunken, jede Frau bekommt im Schnitt nur noch 1,5 Kinder.

Die Finanzierung der AHV wird schwieriger. Noch finanzieren vier Erwerbstätige einen Rentner, doch dieses Verhältnis wird sich bald verschlechtern, da die Babyboomer ins Rentenalter eintreten. Um die AHV zu stabilisieren, wird die Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt erhöht, wobei die zusätzlichen Einnahmen größtenteils in die AHV fließen. Prognosen zeigen, dass die Ausgaben der AHV bereits in den 2010er Jahren die Einnahmen übersteigen könnten.

Heute ist die Lebenserwartung gestiegen, das Rentenalter nicht

Aktuell leben 8,8 Millionen Menschen in der Schweiz, darunter fast 3000 über 99-Jährige. Die ersten Babyboomer sind bereits in Rente, und die restlichen werden in den nächsten Jahren folgen. Die pessimistischen Prognosen für die AHV sind nicht eingetreten, hauptsächlich aufgrund höherer Zuwanderung. Die meisten Einwanderer sind im erwerbsfähigen Alter und im Schnitt fünf Jahre jünger als die Schweizer Bevölkerung. Trotzdem kommen heute auf einen Rentner nur noch drei Erwerbstätige.

Ergebnisse der Abstimmung im März 2024

Bei der Abstimmung am 3. März 2024 haben 58,2 Prozent der Stimmberechtigten für die Einführung einer 13. AHV-Rente gestimmt. Auch das Ständemehr wurde erreicht. Diese Entscheidung bedeutet, dass alle Pensionierten einen zusätzlichen Monatsbetrag in Höhe eines Zwölftels ihrer jährlichen Rente erhalten werden.

Mit der Reform AHV 21, die Anfang des Jahres in Kraft trat, soll die Finanzierung der AHV für die nächsten sechs Jahre gesichert werden. Die Mehrwertsteuer wurde um 0,4 Prozentpunkte erhöht und das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre angehoben. Die durchschnittliche Rentenzeit ist für Männer auf 20 Jahre und für Frauen auf 23 Jahre gestiegen.

Zukunft der AHV

Das Bundesamt für Statistik schätzt, dass es 2050 10 Millionen Schweizer geben wird, darunter 22.000 über 99-Jährige. Auf jeden Menschen über 65 Jahre kommen dann nur noch zwei Erwerbstätige. Bei einer Beschäftigungsquote von 70 Prozent finanzieren dann je 1,4 Vollzeitbeschäftigte einen Rentner.

Trotz der neuen Maßnahmen bleibt die langfristige finanzielle Stabilität der AHV eine Herausforderung. Prognosen für 2050 zeigen, dass ohne weitere Reformen ein Defizit von 140 Milliarden Franken im AHV-Budget erwartet wird. Zu beachten ist auch die demografische Entwicklung, insbesondere die steigende Lebenserwartung und die sinkende Geburtenrate.

Alle Auswege sind unbeliebt

Die AHV steht aufgrund der demografischen Entwicklung unter starkem Druck. Es gibt drei Hauptoptionen: länger arbeiten, mehr einzahlen oder Renten kürzen. Um die AHV langfristig zu erhalten, wird die Politik um eine Auseinandersetzung mit diesen Möglichkeiten nicht herumkommen.

Quellen:

Abstimmung vom 3. März 2024 – 58.2 Prozent sagen Ja zur 13. AHV-Rente – News – SRF

Beitrag in NZZ zum Thema Die Zukunft der AHV – Institut für Versicherungswirtschaft (I.VW) (unisg.ch)